Der Acherner Dreizipfelshansel

„Der Zipfelnarren lust’ge Zeit ist wieder angekommen“. Diese Anfangszeile aus einem Gedicht mit dem Titel „Acherner Zipfelnarren“, stammt aus einem alten Zeitungsband von 1862. Ein recht origineller Zipfelnarr, wie er auf nebenstehendem Bild dargestellt ist, krönt dieses Gedicht. Aus einer anderen Anzeige in besagtem Zeitungsband kann man auch entnehmen, dass der Zipfelnarr am 3. März 1862 das Regiment bei der „Großen Narrenmesse in der „Zipfelnarrenachermummelseeresidenzstadt“ führt. Der Zipfelnarr hat also, noch bevor die Narrhalla Achern im Jahre 1873 offiziell aus der Taufe gehoben wurde, kräftig seine Schellen in der Stadt erklingen lassen.

In den unruhigen Zeiten zwischen und während der Weltkriege, ist diese typische Figur der Acherner Fasnacht nach und nach in Vergessenheit geraten. Zum hundertjährigen Bestehen der Narrhalla Achern im Jahre 1973, wurde dieser Zipfelnarr in Form des Dreizipfelshansele wieder zu neuem Leben erweckt. Maßgeblich daran beteiligt war der damalige Ehrenpräsident Josef Jehle, der bei seinen Recherchen in den Archiven auf eben jenen Zipfelnarr gestoßen war. Der Acherner Künstler, Bildhauer und Elferrat Walter Gerteis entwarf dann, auf Grundlage von alten Postkartenmotiven und Zeichnungen, die Maske und das Häs. Dieses ist weiß und mit roten Rhomben besetzt, an denen jeweils eine Glocke angenäht ist. Die Farben Rot und Weiß repräsentieren dabei die Farben der Stadt Achern. Die handgeschnitzte Maske ist aus Lindenholz und hat drei rot-weiße Zipfel bzw. Hörner, wie auch der ursprüngliche Zipfelnarr. Zum Necken der Bevölkerung trägt der Dreizipfelshansele eine Peitsche, an deren Ende ebenfalls Glocken angebracht sind. Die dritte Person, die bei der Wiederbelebung der Hanselefigur eine maßgebende Rolle spielte, war der Elferrat Jochen Schiller. Er nahm sich der Zusammenstellung der „Schnurrigruppe“ an, die in Häs und Maske dem Dreizipfelshansele neues Leben einhauchte.

 

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Am „Elften im Elften um elf Uhr elf Minuten“ im Jahre 1973, wurde der Dreizipfelshansel bei der Eröffnung der Jubiläumskampagne im Hotel „Zum Rössel“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Acherner Bevölkerung war froh, wieder den Zipfelnarr im närrischen Reigen begrüßen zu dürfen, was man aus zahlreichen Zeitungsartikeln entnehmen kann. Dies machten die großen Erfolge der ersten „Dreizipfelshansel-Bälle“ in der damaligen Jahnhalle und später in der Hornisgrindehalle mehr als deutlich.

Von Beginn an wurde ein vom Dreizipfelshansel Inge Vierneisel kreierter Tanz einstudiert, der als Traditionstanz bis heute unverändert aufgeführt wird. Begleitet wird der Tanz von einer eigenen Komposition vom damaligen Stadtkapellmeister Willi Schütz.

Die Führung der Gruppe übernahm der Mitbegründer Jochen Schiller, bis er 1984 von Werner Stieber als „Oberzipfel“ abgelöst wurde. In der Zeit von 1985 bis 1987 übernahm Richard Kiefer das Zepter der Gruppe, bis er das Amt an Herbert Burger übergab. Von 2005 bis 2015 führte Claudia Möhrle, als erster weiblicher „Oberzipfel“,  die Gruppe an. Seit November 2015 lenkt Frank Kiefer die Geschicke der Dreizipfelshansele.

Durch ihre fröhlich wirkende Art ist die Gruppe der Dreizipfelshansele weit über die Grenzen Acherns bekannt. Sie durfte schon bei mehreren Fernsehsendungen mit dem Traditionstanz auftreten, nahm an dem bekannten Umzug „Bataille de fleur“ in Nizza teil und schmückte sogar einmal das Cover der japanischen Ausgabe des Geo-Magazines. Ein Dreizipfelshansele durfte auch schon bei der Fernsehsendung „Die Montagsmaler“ mit Sigi Harreis mitwirken. Abordnungen der Gruppe waren schon in Landesvertretungen in Berlin und Brüssel. Auch bei überregionalen Narrentreffen vertreten die Dreizipfelshansele die Farben der Stadt Achern und tragen so zu seiner großen Bekanntheit bei. Im Mittelpunkt des närrischen Treibens steht aber nach wie vor die eigene Fasnacht in der Stadt. Als Teil der Narrhalla Achern wirkt man, gemeinsam mit dem Elferrat, den Grindehexen und der Prinzengarde, bei den eigenen Traditionsveranstaltungen wie Narrenbaumstellen, Rathaussturm, Sitzungen, Kinderfasnacht Närrischer Markt, Umzug, Schudiverbrennung, Geldbeutelwäsche und vieles mehr mit.

Auch außerhalb der eigentlichen Narrenzeit trifft sich die Gruppe regelmäßig. So stehen monatliche Arbeitssitzungen im Vereinsheim an, bei denen wichtige Themen und Termine durchgesprochen werden. Es müssen aber auch Masken und Häs repariert, und Dekorationsmaterial hergestellt werden. Der Spaß und die Geselligkeit kommen dabei aber nie zu kurz! Fröhlich geht es auch bei den Festen, Ausflügen und Hüttenwochenenden zu, die gemeinsam mit den Grindehexen, der Prinzengarde und dem Elferrat über das Jahr hinweg durchgeführt werden.